Wozzeck

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Handlung und musikalische Formen

Der Wozzeck spielt am Anfang des 19. Jahrhunderts in einer kleinen Garnisonsstadt.

Der Oper liegt ein sorgfältig durchgearbeiteter Aufbau zu Grunde. Jeder der drei Akte hat eine eigene musikalische Form, gebunden an die dramaturgische Bedeutung; die Szenen sind mit kurzen musikalischen Überleitungen verbunden. Ohne Ansatz einer Ouvertüre setzt dagegen die Singstimme gleich im 5. Takt der ersten Szene ein.

 

Erster Akt – Fünf Charakterstücke

Zur Vorstellung der fünf Hauptpersonen neben Wozzeck verwendet Berg fünf Charakterstücke.

1. Szene – Suite (Präludium, Pavane, Kadenz, Gigue, Kadenz, Gavotte-Double I/II, Air, Präludium im Krebsgang):
Wozzeck und der Hauptmann – Zimmer des Hauptmanns, Frühmorgens
Wozzeck ist dem Hauptmann zu Diensten. Der Hauptmann verstrickt Wozzeck in ein Gespräch über Zeit und Ewigkeit, Tugend und Moral und macht ihm Vorwürfe wegen seines unehelichen Kindes. Wozzeck beruft sich auf die Bibel („Lasset die Kleinen zu mir kommen“) und erklärt, dass existentielle Not und Tugend unvereinbar seien: „Wir arme Leut!“

2. Szene – Rhapsodie über drei Akkorde und dreistrophiges Jägerlied:
Wozzeck und Andres. Freies Feld (die Stadt in der Ferne), Spätnachmittag
Wozzeck arbeitet mit seinem Kameraden Andres. Während Andres sich mit einem Jägerlied positiv motiviert, durchschaut Wozzeck, dass die menschliche Gesellschaft Grausamkeiten und Perversionen hervorbringt, denen der Schwache ausgeliefert ist: „Der Platz ist verflucht!“

3. Szene – Militärmarsch und Wiegenlied:
Marie, Margret und das Kind; später Wozzeck – Mariens Stube, Abends
Marie erfreut sich an der vorbeiziehenden Parade, angeführt von dem attraktiven Tambourmajor. Durch Spott und Missgunst ihrer Nachbarin Margret wird sie an ihre Situation erinnert: „Hast ein klein Kind und kein Mann!“ Wozzeck kommt zu Marie. Er wirkt gehetzt, verstört von bedrohlichen Visionen, nimmt Marie und sein Kind kaum wahr.

4. Szene – Passacaglia (bzw. Chaconne) als Zwölftonthema mit 21 Variationen:
Wozzeck und der Doktor – Studierstube des Doktors, Sonniger Nachmittag
Wozzeck stellt sich dem Doktor als Studienobjekt für medizinische Experimente zur Verfügung – notgedrungen, für einen kleinen Zuverdienst.
Das Thema fungiert nur in Bezug auf die entsprechende Stimme als abstrakte Reihe, bei der Oktavlage und Tondauer frei sind. Der restliche, expressive Tonsatz ist davon weitgehend unabhängig.

5. Szene – Andante affettuoso quasi Rondo:
Marie und der Tambourmajor – Straße vor Mariens Wohnung, Abenddämmerung
Marie ist stolz, dass der Tambourmajor um sie wirbt. Sie gibt ihrer Sehnsucht und ihrem eigenen Glücksverlangen nach.

 

Zweiter Akt – Symphonie in fünf Sätzen

Der zweite Akt schildert szenisch die dramatische Entwicklung der Handlung, für die Alban Berg als Großform eine Symphonie in fünf Sätzen verwendet.

1. Szene – Sonatensatz (Exposition (Haupt-, Seiten-, Schlusssatz), 1. Reprise, Durchführung, 2. Reprise):
Marie und Kind; später Wozzeck – Mariens Stube, Vormittag, Sonnenschein
Marie erfreut sich an dem Schmuck, den ihr der Tambourmajor geschenkt hat. Das Kind stört sie in ihren Träumen von einem besseren Leben. Als Wozzeck überraschend auftaucht, versucht Marie, den Besitz des Schmucks zu rechtfertigen und sein Misstrauen zu zerstreuen. Wozzeck gibt Marie seinen Lohn und die Nebeneinkünfte vom Hauptmann und vom Doktor.

2. Szene – Fantasie und Fuge über drei Themen:
Hauptmann und Doktor; später Wozzeck – Straße in der Stadt, Tag
Der Doktor, sportlich durchtrainiert, und der von dessen Tempo überforderte Hauptmann kommen in ein Gespräch, in dessen Verlauf der Doktor den Hauptmann durch eine erfundene Diagnose seines Gesundheitszustandes erschreckt. Der zufällig vorbei eilende Wozzeck wird zum Ziel ihres einvernehmlichen Spotts. Mit Anspielungen auf Maries Verhältnis zum Tambourmajor bringen sie Wozzeck aus der Fassung: „Ich bin ein armer Teufel! Hab sonst nichts auf dieser Welt!“

3. Szene – Largo:
Marie und Wozzeck – Straße vor Mariens Wohnung, Trüber Tag
Marie beantwortet Wozzecks drängende Frage nach dem Tambourmajor provozierend. Wozzeck fühlt, dass er den letzten Halt verliert: „Der Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt Einem, wann man hinunterschaut …“

4. Szene – Scherzo (Scherzo I (Ländler), Trio I (Drehorgel-Lied des 2. Handwerksburschen), Scherzo II (Walzer), Trio II (Jägerchor der Burschen und Lied des Andres), Scherzo I (Ländler variiert), Trio I (Lied variiert zur Predigt des 2. Handwerksburschen), Scherzo II (Walzer mit Durchführung)):
Volk, zwei Handwerksburschen, Andres, Tambourmajor, Marie; später Wozzeck; zum Schluss der Narr – Wirtshausgarten, Spät abends
Im Wirtshaus wird gezecht, gesungen, getanzt. Zwei Handwerksburschen werben für den Tambourmajor. Wozzeck sieht, wie Marie eng umschlungen mit dem Tambourmajor tanzt. Der Narr in Gestalt des Hauptmanns erscheint Wozzeck und prophezeit: „Ich riech, ich riech Blut!“

5. Szene – Rondo martiale con Introduzione:
Schlafende Männer, Wozzeck, Andres; später der Tambourmajor – Wachstube in der Kaserne, Nachts
Wozzeck findet keine Ruhe. Der Tambourmajor demütigt Wozzeck, indem er mit der Eroberung Maries prahlt und ihn zusammenschlagen lässt.

 

Dritter Akt – Sechs Inventionen

Die Szenen des dritten Akts sind schlaglichtartig auf das Mordgeschehen konzentriert. Berg verwendet wieder unabhängige Stücke.

1. Szene – Invention über ein Thema (Thema, 7 Variationen und Fuge):
Marie mit dem Kind – Mariens Stube, Nacht, Kerzenlicht
Diese Szene führt ein retardierendes Moment ein: Marie bereut ihren Verrat an Wozzeck. Verzweifelt sucht sie in der Bibel Trost. Ihrem Kind erzählt sie ein bitteres Märchen: Der Mensch ist allein in der Welt, ohne Zuflucht.

2. Szene – Invention über einen Ton (H):
Wozzeck und Marie – Waldweg am Teich, Es dunkelt
Wozzeck tötet Marie.

3. Szene – Invention über einen Rhythmus:
Volk, Wozzeck und Margret – Schenke, Nacht, schwaches Licht
Wozzeck sucht im Wirtshaus Vergessen. Er tanzt mit Margret. Margret entdeckt Blut an ihm – er wird als Mörder entlarvt.

4. Szene – Invention über einen Sechsklang:
Wozzeck, später Doktor und Hauptmann – Waldweg am Teich, Mondnacht
Vergebens sucht Wozzeck das Messer, um die Tat zu verdecken. Er geht weiter in den Teich hinein und ertrinkt. Doktor und Hauptmann gehen vorüber.

Orchesterzwischenspiel in d-Moll – Invention über eine Tonart
Viele Motive der Oper werden nochmals zusammengeführt und verarbeitet, bis hin zu einer Verklärung Wozzecks.

5. Szene – Invention über eine Achtelbewegung:
Maries Kind, Kinder – Straße vor Mariens Wohnung, Heller Morgen, Sonnenschein
Maries Kind versucht, mit dem Vater zu spielen. Andere Kinder erzählen ihm, dass auch seine Mutter tot sei.

Programm und Besetzung

La Fenice Fenice Orchester & Chor
Dirigent Markus Stenz
Chorleiter Alfonso Caiani
Regie Valentino Villa

 

Wozzeck Roberto de Candia
Marie Lidia Fridman

Teatro La Fenice

Das Teatro La Fenice (italienisch: Gran Teatro La Fenice di Venezia) ist das größte und bekannteste Opernhaus in Venedig.
Nachdem im Jahr 1773 das wichtigste Opernhaus Venedigs dem Feuer zum Opfer gefallen war, konnten sich die Betreibergesellschaft und die Patrizierfamilie, welche die Eigentümer waren, nicht über den Wiederaufbau einigen. Daraufhin beschlossen die Betreiber, ein eigenes Haus zu errichten. Die Bauarbeiten begannen im April 1790 unter der Leitung des Architekten Gian Antonio Selva. Die Oper wurde am 16. Mai 1792 eröffnet und in Anspielung auf die Brandkatastrophe „La Fenice“ (italienisch für Phönix) benannt. Dabei ist der Name zugleich Hinweis auf den freimaurerischen Hintergrund, denn es wurde von einer Theatergesellschaft errichtet, deren Mitglieder größtenteils Freimaurerlogen angehörten. La Fenice – Phönix – der Sonnenvogel, steht hier als Symbol für Wiedergeburt und Auferstehung und bildet einen deutlichen Bezug zur Lichtsymbolik der Aufklärungszeit. Die Bühne wurde schnell eine der bedeutendsten Italiens und Europas und erlebte zahlreiche Uraufführungen. Auch in den für La Fenice geschriebenen Opern sind für die Jahre von 1792 bis 1814 freimaurerische Inhalte in zahlreichen Libretti nachgewiesen. Wie in Italien üblich, wurde damals im Karneval, zu Pfingsten und im Herbst gespielt.
Bereits 1836 wurde das Haus neuerlich durch ein Feuer schwer beschädigt. Diese Schäden konnten innerhalb eines Jahres behoben werden; der Ruf des Hauses blieb unverändert erhalten. Insbesondere Giuseppe Verdi wählte diese Bühne häufig für die Weltpremieren seiner Werke (Ernani, Attila, Rigoletto, Simon Boccanegra, La Traviata). Nach der Einigung Italiens 1870 wurden Mailand, Rom und Neapel verstärkt als Opernzentren gefördert, worunter die Bedeutung von La Fenice aber nie maßgeblich litt. 1883, zwei Monate nach Richard Wagners Tod (in Venedig), fand die italienische Erstaufführung seines vierteiligen Werks (Tetralogie) Der Ring des Nibelungen statt. 1937 wurde das Theater grundlegend durch den venezianischen Stadtbaumeister Eugenio Miozzi saniert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Haus im Rahmen der Musik-Biennale Venedigs einen neuerlichen Aufschwung. In diesem Umfeld wurde das Festival für zeitgenössische Musik veranstaltet, was auch wieder zu zahlreichen Uraufführungen Anlass gab (Igor Strawinski, Benjamin Britten, Sergei Prokofjew, Luciano Berio, Luigi Nono, Bruno Maderna, Sylvano Bussotti).
Ende des 20. Jahrhunderts folgte die nächste Katastrophe: Während Renovierungsarbeiten wurde am 29. Januar 1996 das Gebäude von dem Elektroingenieur Enrico Carella und seinem Cousin Massimiliano Marchetti in Brand gesteckt, weil Carella eine Konventionalstrafe von € 7.500,00 wegen Arbeitsverzuges umgehen wollte, und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Carella trat nach dem Urteil in letzter Instanz im Jahre 2003 die Haftstrafe nicht an und befindet sich seither auf der Flucht. Im Mai 2007 wurde der Flüchtige von Mexiko an Italien ausgeliefert. Da es um die Art der Wiedererrichtung Kontroversen gab, dauerte es einige Jahre, ehe der Neubau begonnen wurde. Schließlich wurde der im Wettbewerb 1997 ausgezeichnete Beitrag des Architekten Aldo Rossi umgesetzt. Dabei hielt sich Rossi an eine weitestgehend originalgetreue, anhand alter Fotos und Filmdokumente präzisierte Rekonstruktion, ergänzt um notwendige Funktionserweiterungen und Modernisierungen der Technik. So „konnten nun viele der über die Jahrhunderte verlorengegangenen Charakteristika des ursprünglichen Entwurfes von 1790 wieder aufgenommen werden. So zeigt sich das Theater heute zwar in seinem historischen Gewand, doch ist an vereinzelten, wohl ausgewählten Stellen, deutlich zu erkennen, dass die Gegenwart in der es errichtet worden ist, in der Architektur des Theaters reflektiert wird.“
Am 14. Dezember 2003 wurde das Haus zunächst mit einem Konzert des „Orchestra del Teatro la Fenice“ unter der Leitung von Riccardo Muti als Konzertsaal eröffnet. Am 12. November 2004 konnte nach der Fertigstellung der modernsten Bühnenmaschinerie der Welt auch der Opernbetrieb wiederaufgenommen werden. Auf dem Programm stand La Traviata von Verdi unter der Leitung von Lorin Maazel, allerdings nicht in der heute üblichen Fassung, sondern in jener Version, die gut 150 Jahre zuvor hier ihre Uraufführung erlebte. Die legendäre Akustik des Fenice konnte wiederhergestellt und sogar durch modernste Technik verbessert werden. Im Februar 2005 erlitt das Haus einen neuerlichen Schicksalsschlag durch den unerwarteten Tod des musikalischen Leiters Marcello Viotti.
Das Gran Teatro la Fenice wird ganzjährig durch das „Orchestra del Teatro la Fenice“ mit Sinfoniekonzerten bespielt. Die Opernspielsaison (Stagione) beginnt im Januar (im Unterschied zu den meisten anderen italienischen Opernhäusern) und endet im Dezember.

 

Anfahrt

Vaporetto
von Tronchetto: Linie 2
Richtung Rialto-Brücke, Markus und Lido

von der Piazzale Roma und dem Bahnhof Santa Lucia: Linie 1 oder 2
Richtung Rialto-Brücke, Markus und Lido

Haltestellen: Linie 1 bis Rialto-Brücke, St. Angel, Samuel St oder St Mark (Vallaresso);
oder nehmen Sie die Linie 2 bis Rialto-Brücke oder Markus (Vallaresso)


öffentlichen Verkehrsmitteln vom Flughafen Marco Polo - nehmen Sie die orange Linie auf der Rialto-Brücke oder der blauen Linie nach St. Mark (Vallaresso)


Parken: Sie können nicht nach Venedig fahren. Die Autos, Fahrräder und Mopeds sind in der Stadt nicht zulässig. Sie können Ihr Fahrzeug in einem der Parkhäuser am Tronchetto oder der Piazzale Roma parken.

 

Eingänge

Das Opernhaus La Fenice hat zwei Eingänge:
Der Bühneneingang nur für das Theaterpersonal und Künstler

Der Haupteingang


Aufzüge

Die Logen und Gallerie können über Aufzüge erreicht werden

 

Ufficio stampa Teatro La Fenice
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